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Schifferstadter Tageblatt, 2.September 2007

 

Ausstellung im Heimatmuseum erinnert an die Radio-Anfänge in Schifferstadt

 

Die ersten Radioapparate konnte man bei Martin Schweißguth und Richard Braun Kaufen

 

Mit zahlreichen historischen

Radiogeräten aus der Sammlung von Horst Barisch wird am Sonntagmorgen im Heimatmuseum eine Ausstellung über die Entwicklung des Hörfunks eröffnet. Nachdem im Oktober 1923 die "Deutsche Stunde, Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH" das Rundfunkzeitalter in Deutschland eröffnet hatte, wurde dieses neue Kommunikationsmittel innerhalb kürzester Zeit ungemein populär. Den ersten Apparaten für die noch Kopfhörer notwendig waren, folgten bald anspruchsvolle technische geräte mit eingebautem Lautsprecher.

 

 

Am Anfang der Radio-Geschichte standen neben Antenne und Erde ein Silizium-Kristall, eine Spule und Kopfhörer. „Mehr brauchte man damals nicht, um den örtlichen Sender zu hören", blendete Horst Barisch, passionierter Sammler von Radiogeräten verschiedener Arten, am Sonntagvormittag im Heimatmuseum auf die Anfänge einer neuen Kommunikationstechnik zurück. Der Traum, Nachrichten aus der Ferne zu empfangen und Distanzen zu überwinden, die die menschliche Stimme nicht überbrücken kann, erfuhr in seiner Verwirklichung eine rasante Entwicklung. „In Zusammenarbeit mit Manfred von Ardenne baute die Firma Loewe das erste Röhrengerät, wodurch allein schon die Lautstärke erheblich verbessert wurde", beschrieb Horst Barisch einen weiteren Schritt der Radiogeschichte. Rund 160 Firmen waren deutschlandweit daran beteiligt. Die eigentliche Geburtsstunde des deutschen Rundfunks erfolgte im Oktober 1923 mit der Übertragung eines Live-Konzertes aus Berlin. „Die Politik begegnete dem Rundfunk mit großer Skepsis", informierte Barisch. Was inhaltlich dargeboten wurde, wollte der Staat kontrollieren, ebenso die Technik. Der Industrie wurde daher zur Auflage gemacht, nur Geräte herzustellen, mit denen nicht selber gesendet und nur ein enger Mittelwellenbereich empfangen werden konnte. Da die Technik aus der Telegrafie kam, war die Reichspost zuständig für Sende- und Empfangstechnik: Das Radio für zuhause musste bei der Post mit einer Urkunde genehmigt werden und jeder hatte eine Gebühr zu entrichten - damals wie heute eine Gebühr dafür, dass die Technik zum Empfang überhaupt bereitgestellt wird. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde der Rundfunk bald gleichgeschaltet. Da schon in der Weimarer Republik Sendeanlagen und Empfangstechnik staatlich kontrolliert waren, hatte die neue Regierung nicht viel Mühe, auch den Rundfunk zu übernehmen und ganz in den Dienst ihrer Ideologie zu stellen. Dazu machten die Nationalsozialisten, allen voran Joseph Goebbels, zunächst das Radio zum Massenmedium und ließen ein billiges Gerät, den Volksempfänger, im Volksmund auch "Goebbelsschnauze" genannt, produzieren. Mit einem Volksempfänger ausländische Sender zu empfangen war unmöglich. Mit Kriegsbeginn 1939 war das Hören von ausländischen "Feindsendern", insbesondere der BBC, streng untersagt. Mit Zuchthaus- bzw. Todesstrafe wurde dem gedroht, der die Information der "Feindsender" weiter erzählte. Gerade in der Anfangszeit wurde zur Abschreckung die Todesstrafe tatsächlich auch verhängt und vollstreckt.
Zu den Radio-Pionieren in Schifferstadt zählen Franz Lehr, Richard Braun und Martin Schweißgut. Letzterer hatte am 7. Februar 1931 sein Ladengeschäft in Schifferstadt eröffnet. „Martin Schweißgut hatte in den Jahren zuvor in Holland, wo der Rundfunk zu Unterhaltungszwecken neben den USA seine Ursprünge hat, gearbeitet und war natürlich begeistert von der Entwicklung", berichtete Horst Barisch. In seiner Werkstatt in der Bahnhofstraße stellte er Radioempfänger selbst her, die Holzgehäuse lieferte die Schreinerei Strubel in der Klappengasse, die Glaserei Imo fertigte die Skalen an. Vom Bürgermeisteramt erhielt Schweißgut die Genehmigung, im Dorf eine Lautsprecheranlage zu errichten, über die Bekanntmachungen verkündet wurden. Als sich Martin Schweißgut 1958 aus seinem Geschäft zurückzog, führte Sohn Ernst den Laden zwischen den „Drei Mohren" und Schuh-Dinkl bis zu seinem frühen Tod 1966 weiter. Als weiterer Radiofachmann der ersten Stunde in Schifferstadt gilt Richard Braun. Nach seinem Tod wurde das Elektrohaus von Ehefrau Gretel von 1940 an weitergeführt, 1950 übernahm Franz Lehr das Radio-Reparaturen-Geschäft in der Hauptstraße 18, das er später in das Anwesen Nr. 23 und danach in die Sandgasse 1 verlegte. Dort bestand das Fachgeschäft bis Dezember 1993 fort.
Zu den Exponaten zählten neben Geräten aus den ersten Tagen der Radiotechnik auch Geräte aus den 30er Jahren, wie beispielsweise Fabrikate aus den Häusern Mende, Siemens, Philips und Nora, einige Exemplare des legendären Volksempfängers, auch batteriebetriebene, ein interessanter Nachbau aus dem Jahr 1947 und ein Schul-Rundfunkempfänger. Eine Bild-Dokumentation gab Auskunft über die Entwicklung der Radiogeschichte vor Ort.
Mit Anekdoten vom Heimatpflege-Vorsitzenden Theo Magin und Anneliese Schwertner, die in Erinnerungen an den Sender „Beromünster" schwelgte, wurde die Präsentation für die rund 50 Besucher zu einem kurzweiligen Ereignis. Magin, der unter den Gästen auch Cäcilie Lehr, Gerhard Braun und Mitglieder der Familie Schweißgut begrüßte, dankte abschließend Horst Barisch sowie Museumsleiter Gerhard Sellinger und Hans Magin für die gelungene Präsentation.

  

Monika Schleicher, Schifferstadter Tagblatt




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Foto Privat; Franz Lehr, DASD Hörer Lizenz 1935  


Foto Privat; SWL QSL Karte von Franz Lehr


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